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Sardinien Wieder liegt ein grösserer Schlag vor uns. Wir rechnen mit drei Tagen segeln, bis wir die Nordostküste von Sardinien erreicht haben werden. Im Gegensatz zur ersten Überfahrt sind wir sehr guter Dinge als wir Lipari verlassen. Jetzt wissen wir, was auf uns zukommt und haben uns auch geistig darauf eingestellt. Der Motor läuft und schiebt uns an den Äolische Inseln vorbei auf das offene Meer. Die steile, weiße Ostküste von Lipari wandert langsam am Schiff vorbei und gegen 14 Uhr nehmen direkten Kurs 165 Grad nach Sardinien. Der Kurs wird exakt anliegen bis zum Einlaufen in Sardinien. Die See ist glatt und ein leichter Dunst umgibt die langsam verschwindenden Inseln. Wir sind guter Dinge und versuchen uns wieder in die Routine des Bordlebens einzugewöhnen.                Am Abend läuft dann auch wieder unsere übliche Prozedur ab. Zuerst bereitet Petra unser Abendbrot vor. Heute überrascht sie uns mit einem Salat aus frischen Tomaten, Knoblauch und anderen Gemüsen des Landes. Dazu das noch frische Baguette. Petra legt sich noch etwas schlafen. So gegen halb acht bringe ich dann ohne großen Widerwillen Janine in ihre Koje und von der leichten Dünung geschaukelt schläft sie auch sehr schnell ein. Selbst das ständige Rattern des Dieselmotors stört sie nicht weiter in ihrer Ruhe. Während Petra wieder das Ruder übernommen hat, höre ich mir den Wetterbericht für morgen an. Immer noch sind schwache Winde um West angesagt. „Keine große Wetteränderung gegen heute“, schreie ich zu Petra nach draußen. Durch den Diesel hat man das Gefühl, unter Deck sehr laut schreien zu müssen. Eine wirksame Schallisolierung ist auf jeden Fall zu bauen. “Besser zu wenig, als zuviel Wind.“ Damit hat Petra nun wieder Recht. Da in diesem Gebiet ohnehin nordwestliche Winde vorherrschen, bin ich auch ganz zufrieden mit der leichten Brise aus Nord bis Nordost, die gerade reicht, unsere Segel zu blähen und dem Motor in seiner Arbeit etwas hilft. “Ich nehme mir noch einen Brandy zum Einschlafen und lege mich dann hin. Ich helf’ dir aber vorher noch mit der Kleidung, Lifebelt und Taschenlampe.“ Nach kurzem Einkleiden und Angurten kann ich mit einem Cognac im Bett verschwinden und schlafe trotz Motorenbrummens schnell ein. Selbst bei dieser glatten See und ohne viel Wind legen wir immer den Lifebelt an und klicken fest ein. Der Gedanke, irgendwann an Deck zu kommen und den Partner nicht mehr zu sehen, ist für uns beide unerträglich. Sicherheit geht vor! In der Nacht merkt man die Nähe des Festlands und den Kontakt nach Sizilien und dem italienischen Stiefel. Ständig sind Fähren, Boote und Fischer zu sehen. Die ganze Nacht leuchten lange Ketten von Netzen mit dem begleitenden Fischtrawler, der wie ein Weihnachtsbaum auf dem Wasser schaukelt. Manchmal gleicht das Meer fast einer Autostrasse mit Beleuchtung. Teilweise ist die Fahrt in der Nähe der Netze ein Spiel mit dem Feuer. Soll ich lieber um die sehr langen Ketten herumlaufen oder kann ich dazwischen durch. Der Abstand zwischen zwei Lichtern ist meist sehr groß, aber in der Dunkelheit der Nacht ist keinerlei Hinweis zu erkennen, wie der Zwischenraum wirklich aussieht. Außerdem ist die genaue Abschätzung der Entfernungen bei Nacht ohnehin sehr schwierig und ungenau. Manchmal motoren wir zwischen Ketten hindurch, manchmal versuchen wir direkt eine zu kreuzen. Wir bleiben glücklicherweise nirgendwo hängen und kommen leicht durch die Fischgeräte hindurch. Manchmal scheinen wir als Leitfahrzeug anderer Segler zu gelten. Immer wieder sehe ich, wie Schiffe auf unserem Kurs im gleichen Kielwasser versuchen, die Netze zu durchqueren. In solchen Situationen wünschte ich mir Funk, um mich ein wenig mit den anderen Seglern unterhalten zu können. Auf jeden Fall hat dieses manövrieren auch große Vorteile. Man hat ständig etwas zu sehen und zu tun und die sonst so langweilige Nacht vergeht wie im Flug. Schon beginnt der Horizont eine leichte Färbung des neuen Tages zu zeigen. Es wird Zeit Petra zu wecken und mich selbst ein bisschen hinzulegen. Der Tag beginnt mit einem grandiosen Sonnenaufgang. Noch immer muss der Motor die Hauptarbeit leisten, der Wind hält kaum ein Lüftchen für uns bereit. Wir lassen alle drei Segel gesetzt und versuchen, jeden Hauch aus West bis Nordwest aufzufangen. „Andreas, komm schnell. Hier scheint ein Fischernetz zu liegen.“ Gegen sieben Uhr werde ich wieder aus dem Schlaf gerissen und steige unwillig an Deck. „Ich habe Fahrt weggenommen, weil voraus ein Netz im Wasser ist.“ Tatsächlich ragt voraus ein Stecken mit Fähnchen daran an einer Boje aus dem Wasser und in langer Kette sieht man an Schwimmkörpern das Netz im Wasser treiben. “Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns in gehörigem Abstand an dem Netz entlang zu tasten.“, sage ich zu Petra, was sie dann auch mit langsamer Fahrt beginnt. „Ob die Netze in der Nacht auch so ausgesehen haben? „. Petras Frage lässt mir eine Gänsehaut den Rücken runter laufen. „Ich glaube, das Netz wäre durch den Abstand zwischen Kiel und Ruder wahrscheinlich in die Schraube gekommen. Kann natürlich auch sein, dass wir mit der Fahrt direkt über die Netze gerauscht sind. Auf jeden Fall war es wohl ganz gut, in der Nacht nichts gesehen zu haben.“, gebe ich mit einem flauen Gefühl im Magen zurück. „Stell Dir mal vor, wenn wir jetzt nicht so glatte See gehabt hätten und das Netz dann kaum auf der Wasseroberfläche zu sehen gewesen wäre.“ „Ich frage mich, ob das Netz wirklich ausgelegt wurde, oder ob es sich vielleicht um ein abgetriebenes Stück einer langen Kette handelt.“ Seit dem Zeitpunkt hatten wir auf jeden Fall gehörigen Respekt vor jeder Art von Netz im Wasser, von denen uns noch viele im Laufe der weiteren Reise begegnen sollten. Bei vielen war es reiner Zufall, dass wir sie überhaupt rechtzeitig entdeckt haben. Gegen halb zwölf zappelt es wieder an meiner Angel. Ich sehe einige zehn Meter hinter dem Schiff ständig etwas silbriges aus dem Wasser springen und eine Zug an der Angel sagt mir direkt den Grund für dieses Verhalten. „Wir haben wieder einen Fisch gefangen. Petra, übernimm schnell das Ruder. “Und wie willst Du ihn diesmal an Deck bringen.“, fragt Petra skeptisch. „Eine gute Frage. Hast Du eine Idee? Man brauchte ein Netz oder etwas Ähnliches.“ „Wir haben aber nichts dergleichen an Bord. Nimm doch vielleicht den Bootshacken.“ „Die Idee ist gut, aber wie soll ich den Bootshacken am Schiff festmachen? Vielleicht könnte ich das Dingi runterlassen und den Fisch ins Dingi hieven. Ich nehme einfach den Eimer für die alte Wäsche und lasse den an einem Seil ins Wasser. Vielleicht kriege ich den Fisch da hinein. “Langsam und vorsichtig ziehe ich den Fisch bis ans Boot heran. Kaum habe ich ihn an der Bordwand und will mit der Eimerprozedur beginnen, hat sich der Fisch auch schon losgerissen. „Sch...., der Fisch ist auch weg“ „Ich glaube, wir werden hier noch elend verhungern.“, setzt Petra noch dazu. „Wie gut, dass ich noch ein paar Nudeln und Tomatensoße habe.“ Ach, lass mich und meine Fische in Ruhe.“ Mit einem Grummeln mache ich mich daran, alles wieder weg zuräumen. Die Messungen und Berechnungen mit dem Sextanten auf dieser Fahrt klappen sehr gut. So langsam eliminiere ich alle Fehler, die meine alten Messungen unbrauchbar gemacht hatten. Ich weiß jetzt, wie man eine entsprechende Sonnenstandlinie ausrechnet und in die Karte einzeichnet und habe doch einiges Vertrauen in meine Werte gewonnen. Den Tag verbringen wir ziemlich faul mit Spielen, Schlafen und Sonnen. Petra geht es auf dieser Überfahrt sehr gut und wir sind alle guter Dinge. Janine mischt überall mit und hält uns natürlich auf Trapp. Mir scheint, dass der mittlere Tag einer Überfahrt der langweiligste ist. Am ersten Tag ist noch die Freude der Abfahrt vorhanden und am letzten Tag bereits die Freude der Ankunft zu spüren. Aber am Tag dazwischen herrscht eine gewisse Leere im Gefühl. In alter Routine vergeht der Tag und der Abend. Bedingt durch das schöne Wetter mit wenig Wind haben wir den Tag ziemlich faul verbracht und einen richtigen Urlaubstag ohne Stress eingelegt. Die Prozedur zu Nachtwache verläuft wie üblich. Leider ist die Nachtwache in dieser Nacht ziemlich langweilig. Wir befinden uns ziemlich genau zwischen Lipari, Sizilien, Sardinien und dem italienischen Festlandsstiefel. Hier sind keine Fähren, Fischerboote und Netze oder andere Segler zu sehen. Die Nacht umgibt uns mit totaler Schwärze. Von Zeit zu Zeit leuchtet das Kielwasser durch die Leuchtalgen etwas auf, aber ansonsten sind die Sterne unsere einzigen Begleiter. Immer wieder fallen Sternschnuppen mehr oder weniger stark vom sternenbeleuchteten Himmel. Natürlich wird ihr Weg jedes Mal mit einem Wunsch von mir begleitet. Die Stunden am Steuerrad vergehen ziemlich träge und aus dem Walkman dröhnen wieder die letzten Hits, die ich noch vor dem Urlaub aufgenommen hatte. Doch mit einem wunderschönen Sonnenaufgang begrüßt uns der Tag, wahrscheinlich unser letzter vor der Ankunft in Sardinien. Gegen Mittag bläht ein leichter Windhauch aus Nord die Segel. Wir kommen tatsächlich ein wenig ein Fahrt unter Segel. Weiter steigert sich die Kraft des Windes innerhalb einer halben Stunde auf etwa 3. Der Motor kann ausgemacht werden und wir segeln endlich wieder, wenn auch wie immer hoch am Wind. Der Wind nimmt schnell weiter zu und das Besansegel muss weg. Beligou legt sich mächtig über und schöpft Wasser über den Süllrand. Längst sind alle Luken geschlossen und wir schießen durch eine sich schnell aufbauende sehr ruppige See. Der schnell stärker werdende Wind lässt eine kurze See entstehen, die bei unserem harten Kurs immer wieder an Deck steigt und bisweilen auch Spritzer bis ins Cockpit entlässt.                                 Petra wird es schlagartig wieder seekrank. So besonders scheinen die letzten Mittel doch nicht zu sein. In Italien hat sie Armbänder gekauft, die auf Akupressur beruhen sollen. Einigermassen haben sie auch gewirkt, bei ruhiger See. Jetzt muss wieder ein Pflaster mit Wirkstoff her. Nach einiger Zeit geht es ihr auch wieder einigermaßen gut.                                       Bei zirka 5 Windstärken bleibt die Kraft des Windes stehen. Wir segeln unter Genua und Groß mit ziemlicher Schräglage durch die kurze ruppige See, die eben noch spiegelglatt gewesen war. Wir bedauern nur wieder, dass der Wind von vorn kommt. Auf dieser Reise haben wir noch keinen anderen Kurs gefahren, als am Wind. Nach nur anderthalb Stunden ist der Spuk vorbei. Der Wind ist wieder vollständig weg und der Motor schiebt uns nun durch die Dünung, die noch gegen den Bug von Beligou läuft. Die eben noch geblähten Segel schlagen schlaff hin und her. Das sind also die typischen Wetterumschläge, die das Mittelmeer berühmt und berüchtigt gemacht haben. Meist laufen sie allerdings nicht unbedingt nur mit einer Stärke bis zu 5 ab. Ich nehme eine letzte Höhe mit dem Sextant und bin verblüfft, als sich der Koppelort, die Sonnenstandlinie und das Mittagbesteck in einem Punkt, mit ca 1,5 Seemeilen Abweichung, treffen. Mit dem Funkpeiler will ich zum Spaß dieses Ergebnis erweitern und auch diese Linie trifft den Standort. Endlich bin Herr meiner Astronavigation und der Ergebnisse geworden. Wir stehen nur noch etwa 25 Seemeilen vor der Küste. Das Gefühl des nahen Landes wird immer stärker. Die gesamte See ist mit einem blauen Himmel versehen, nur in Richtung Sardinien deuten Wolkenbänke auf das nahe Land hin. Und tatsächlich tauchen gegen fünf Uhr die ersten Gipfel aus dem Dunst auf und nehmen langsam Konturen an. Unglaublich langsam wächst das Land und wird größer und näher. Steil ragen die Gipfel Sardiniens aus dem Wasser, ein leichter Dunst umspielt die Hügel in der tiefer stehenden Nachmittagssonne. Als kleine, helle Tupfen heben sich hier und dort Dörfer aus der Landschaft hervor. Noch circa eine Stunde bis zum Hafen La Caletta in Sardinien, als ein leichter Südwind aufkommt und bis Stärke 4 zunimmt. Wir werden förmlich zum Hafen hingeschoben. Warum konnten wir einen solchen Wind nicht in den letzten Tagen haben. Er hätte uns phantastisch über das Meer geschoben. Stattdessen musste es der Motor machen. Wir laufen nach etwa zweieinhalb Tagen Tag in den kleinen Hafen von La Caletta. Die Beschreibung in unserem Hafenhandbuch stimmt nur teilweise. Eigentlich ist nur die Angabe der Leuchtfeuer brauchbar, da das Hafenbecken komplett umgebaut wurde und diese Arbeiten immer noch nicht abgeschlossen sind. Der eben noch so hilfreiche Wind hat für das Anlegen keine tolle Wirkung. Der Hafen ist nach Süden offen und der Wind steht genau in die Einfahrt hinein. Außerdem müssen Boote unserer Größe rückwärts direkt am ersten Steg anlegen. Ich beschließe, den Anker relativ weit draußen fallen zu lassen und dann eventuell durch Fieren der Ankerkette in die Box zu gelangen. Im Gegensatz zu den letzten Manövern läuft die Kette tatsächlich problemlos frei raus. Es dauert etwas, bis Beligou durch Schwojen und Drehen mit dem Heck zum Anleger steht und weitere Kette nachgelassen werden kann. Sofort dreht der Bug weg, wird aber durch die Kette wieder gerade gezogen. Langsam schiebt sich Beligou an und in die Box. „Wie lange dauert das denn noch? Die lachen alle schon über uns. Wo willst Du denn nun rein?“. Petra mosert ungeduldig und wartet mit den Leinen am Heck. Eine große Zahl an Helfern hat sich am Steg versammelt. Bedingt durch unsere Maltesische Fahne am Heck ist immer wieder zu hören: „Aaaa, Maltese. Rapdio“. Weitere Kommentare in Italienisch tönen herüber, die eindeutig auf die Geschwindigkeit unseres Anlegens bezogen ist. Schließlich liegen die Leinen jedoch fest und der Anker ist weit draußen und sicher im Grund, was sich am nächsten Tag noch als gut erweisen sollte. Beschämt geht Petra unter Deck. „Das ist vielleicht blöd, da hinten zu stehen und sich die dummen Kommentare anhören zu müssen. Mag ja sein, dass dein Manöver in Ordnung war. Ich kam mir blöd vor.“ Eine Kanonade von Vorwürfen donnert auf mich ein. Erst ein Frühstück am nächsten Tag bei Uwe, der hier im Hafen auf seinem umgebauten Fischkutter lebt, baut mich wieder etwas auf: „Das war ein gutes Manöver bei dem Wind. Die meisten nehmen weder auf ihr Schiff, als auch auf das Nachbarschiff Rücksicht. Die haben die Boote ja sowieso nur gechartert und so gehen sie auch damit um. Bei Euch konnte man merken, dass das euer Schiff ist.“ „Siehste, Petra“, gebe ich mit einem Grinsen weiter. Nach dem Anlegemanöver gehen wir noch in die nahe Hafenkneipe und feiern unsere Ankunft nach dem zweiten großen Schlag mit einem großen, eiskalten Bier. Nachdem wir uns erst einmal richtig ausgeschlafen haben und danach das Boot aufgeräumt und gereinigt war, sehen wir uns den Ort an. La Caletta ist ein kleines Touristenstädtchen an den Berghängen Sardiniens. Viele Touristen säumen die Strassen und sorgen für ein reges Treiben auf der lang gezogenen Hauptstrasse. Das Essen ist dennoch zu ganz erschwinglichen Preisen zu haben, zumindest für italienische Verhältnisse. Wir genießen hier erst einmal den Anfang unseres Urlaubs, da jetzt nur noch relativ kurze Stücke vor uns liegen und die längste Überfahrt von Korsika zur Cote d’Azur geht. Gegen Mittag legt die leichte Vormittagsbrise mächtig zu. Aus Nordwest scheint der Mistral über Sardinien herzufallen. Bis zum Nachmittag wird das Hafenwasser von 8-9 Windstärken aufgewühlt und hinter der Kaimauer zeigt das Meer weiß die Zähne in den blauen Himmel. Wir sind heilfroh, im schützenden Hafen zu liegen und jetzt nicht irgendwo draußen auf See inmitten dieser Wellen zu kämpfen. An unserem Ankerplatz erweist sich mein langwieriges Ankermanöver von gestern als außerordentlich wirksam. Während bei anderen Booten die Anker vertreiben, liegen wir ruhig an der gespannten Kette des weit weg liegenden Eisens. In La Caletta lernen wir auch Uwe und seine Eltern kennen. Er ist Lebenskünstler und wohnt im Sommer hier unten in Sardinien auf seinem alten holländischen Fischkutter, den er in zehnjähriger Arbeit umgebaut hat. Mit viel Liebe zum Detail und Ideen hat er den Innenausbau durchgeführt. „Ich habe 10 Jahre meine Wochenenden und Ferien geopfert und auch oft abends nach Feierabend daran gesessen und gebastelt. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.“ erzählt er uns selbstzufrieden. „Wo wollt Ihr denn von hier aus hin?“ „Bei uns geht es jetzt weiter nach Olbia und von da aus hoch zur Costa Smeralda. Wir statten Aga Khan einen Besuch an. Ich glaube, er erwartet uns schon in seinem Schiff.“, protzt Petra über unsere Weiterfahrt. „Dann erkundigt Euch bloß über die Hafengebühren, wenn Ihr in die Häfen der Costa Smeralda reinfahrt, bevor Ihr beschließt zu bleiben. Ich wollte zu Anfang in Porto Cervo über Winter bleiben. Nachdem ich dort auch einige Tage gelegen hatte, kam der Hafenmeister mit der Rechnung. Ich habe ihm gesagt, dass ich jetzt noch nicht zahle, sondern erst am Ende des Winters. Er meinte jedoch, ich sollte doch schon mal reingucken. Hab’ ich auch gemacht. Als ich den Preis von ca. 2000.- DM für fünf Nächte gesehen hatte, sind wir schnellstens abgefahren. Die verlangen tatsächlich fast 400 Mark für die Nacht.“ Seine Story machte uns nachdenklich und warnte uns für den weiteren Törn an der Costa Smeralda vor. Als wir am nächsten Tag ablegen, winkt Uwe noch vom Steg und ist dann auch schon hinter der Kaimauer verschwunden. Der Wind bläst immer noch mit 3-4 aus Nord bis Nordwest. Wir haben nur etwa fünfundzwanzig Seemeilen bis nach Olbia zu fahren und beschliessen, diese kurze Strecke nur unter Motor gegen Wind und Wellen zu machen, als die Strecke aufzukreuzen. Das blaue warme Wasser ist mit kleinen weißen Kronen bedeckt, die zuweilen bis aufs Deck hinauf lecken. Es wird eine ruhige Motorfahrt. Die letzten zehn Seemeilen vor Olbia werden unterbrochen von kleinen Inseln und Inselgruppen, durch deren Fahrwasser wir uns hindurch schlängeln. Einige Wracks leiten den Weg und mahnen uns zur genauen Navigation. Petra und Janine sitzen am Bug und schauen sich das Wasser vor uns an. In dem klaren Wasser sind die Sände und flachen Stellen sehr gut zu erkennen. Olbia ist ein großer und lauter Fährhafen. Von hier hat man direkte Verbindung zum italienischen Festland und nach Korsika. In Olbia wollen wir uns mit Petra und Manfred treffen, die wir bereits von früheren Mittelmeertörns her kennen. Bisher haben wir immer nur Boote gechartert, letztes Jahr an der Cote d’Azur, wo wir 3 Tage im Mistral gesegelt sind bei einer Woche Charter. Petra und Manfred sind mit dem Auto bis nach Italien gekommen und sollen die Fähre nach Olbia nehmen. So haben wir es jedenfalls verabredet. Immerhin ist die Törnplanung bis jetzt so gut, dass wir nach zwei Wochen Segeln tatsächlich am verabredeten Tag in Olbia sind. Nach etwa einer Woche sollen Petra und Manfred in Korsika wieder von Bord gehen und von dort aus nach Italien mit der Fähre zurückfahren. Die sehr lange und schmale Fahrrinne nach Olbia ist gut betonnt. Hinter dem Fährhafen erwarten wir laut Hafenhandbuch einen langen Anleger für Gastlieger neben dem reservierten Hafen für die Einheimischen. Beim Näher kommen stellt sich allerdings heraus, dass der Kai von großen Schiffen belegt ist und für Gastlieger nur ein kleines Becken übrig bleibt. Wir legen uns mit etwa zehn anderen Booten in Päckchen, womit der Hafenplatz allerdings auch schon voll ist. „Wir haben verabredet, zur Erkennung einen Fender in den Mast zu ziehen.“, ruft Petra während des Aufklarens des Schiffes. „Das werde ich jetzt direkt machen.“ In diesem Moment tönt allerdings auch schon ein „Juhu“ vom Ufer herüber und Petra und Manfred stehen winkend an Land. “Wir sind schon seit gestern Nachmittag hier und haben immer wieder geguckt, ob wir Euch finden. „, erzählt Petra. „Ich habe mir auch schon direkt einen Sonnenbrand geholt, als wir hier am Kiosk gesessen haben.“ Am Abend gehen wir in Olbia noch eine Pizza essen und dazu den hiesigen Wein genießen. Schließlich sitzen wir noch bis spät in die Nacht und trinken Bier und erzählen über die bisher erlebten Abschnitte und Erlebnisse. Am frühen Morgen versorgen wir uns in Olbia für die weitere Fahrt mit Lebensmitteln. Wir wollen an der Smaragdküste des Aga Khan entlang und sind für die weiteren Hafenansteuerungen durch Uwe und seine Preisinformation gewarnt. Außerdem locken auf der Seekarte unzählige kleine Buchten und Küsteneinschnitte zum Ankern. Petra und Manfred haben nach der Ankunft und dem Aufenthalt in Olbia ohnehin die Nase voll von großen Städten. Olbia ist laut, heiß und stickig. Aber zum Auffüllen der Lebensmittel erweist sich die Stadt als gerade der richtige Ort, gibt es doch hier viele Supermärkte und Gelegenheiten zum Einkaufen. Während alle in die Stadt gehen zum Bunkern und Einkaufen, bleiben Janine und ich auf dem Boot zurück um Diesel zu tanken und aufzuklaren. Es vergeht eine lange Zeit und während Janine ihren gesunden Vormittagsschlaf in ihrer Kajüte ausschläft, rudere   ich mit dem Dingi zur Tankstelle um die Ecke. Hätte ich nur geahnt, wie lang der Weg ist und wie träge sich so ein Schlauchboot rudert, ich hätte mir die Mühe gemacht und den Außenborder ran gehängt. Nach gut anderthalb Stunden ist schließlich das Boot aufgetankt, die Leinen sind klariert und alles segelfertig. Als sich noch immer niemand blicken lässt, sage ich zu Janine, die inzwischen auch wieder wach geworden ist: “Lass und ein Bier trinken gehen. Ich weiß nicht wo alle bleiben, aber es scheint noch zu dauern. Nicht Bier, Orangina Janine will.“, kommt mir die Antwort entgegen. Kaum haben wir es uns beim Bier gemütlich gemacht, gesellt sich unsere gesamte Crew mit den Lebensmitteln zu uns. „Es hat lange gedauert, bis wir einen passenden Supermarkt gefunden haben und für Brot und Obst mussten wir noch in einem anderen Laden suchen. „, meint Petra zu dieser langen Zeit. „Quatre Biera grande“, bestellt Manfred fachmännisch. Unsere Bestellungen werden jedes Mal begleitet vom misstrauischen Blick der Kellnerin. Irgendetwas scheint mit der Bestellung nicht zu stimmen. „Ich glaube, die trinken hier immer erst einmal eine Flasche für alle am Tisch und nicht jeder eine ganze.“ Irgendwie hat Manfred ja Recht. Auf allen anderen besetzten Tischen thront immer nur eine Flasche Bier, bis die nächste geordert wird, während wir uns über vier große Flaschen unmittelbar hermachen. Nach einem Bier sind alle wieder sichtlich erleichtert und erlöst von dem Landgang und bereit zu neuen Taten. Schnell sind alle Lebensmittel verstaut und das Bier im Kühlschrank gestapelt. Wir lösen wir die Verbindung zum Land gegen 14:00 Uhr. Eigentlich hatte der Wetterbericht Wind um Nord bis Nordwest 6 angesagt, aber in der Ausfahrt aus dem Hafen ist Nichts von einer solchen Mistral Wetterlage zu spüren. Wir setzen alle Segel und bei West um 1-2 schiebt der Motor Beligou langsam aus der langen, schmalen Einfahrt von Olbia heraus. Das Wasser ändert langsam wieder seine Farbe vom trüben braun-grau in der Bucht von Olbia zum klaren grün- blau auf dem offenen Wasser. Wir wollen weiter an der Küste entlang und Manfred rundet unter einigem Geschaukel Capo Figari. Eine Dünung aus Nordost scheint sich hier zu brechen und da wir die steil ins Meer abfallenden Felsen genauer sehen wollen, sind wir ziemlich nah unter Land gefahren. Hinter dem Capo Figari öffnet sich für uns eine wunderschöne Landschaft. Das Wasser ist nur noch leicht bewegt von einer sehr langen Dünung. Die Farbe des Wassers strahlt grün-blau und klar in der Nachmittagssonne und in leichten Hügeln erhebt sich das sardinische Festland am Horizont. Der Wasserfilm wird hier und da von Felsinselchen unterbrochen, zwischen denen Schiffe im Wasser ankern.                        Von Zeit zu Zeit ziehen große Luxusmotorjachten an uns vorüber und erinnern uns an den Reichtum der eigentlichen Herren dieser Landschaft. Gegen sechs Uhr abends bei totaler Flaute ankern wir in der Bucht von Cala di Volpe in einem total klaren Wasser, das eine Sicht auf den Anker in etwa zehn Meter Tiefe ohne Probleme zulässt. Der relativ leere, weiße Sandstrand dahinter mit den wenigen Villen, die zwischen den Pinien hervorschauen, rundet das Bild einer traumhaften Landschaft ab. In Bruchteilen von Sekunden sind wir im Wasser und genießen die klare Kühle des Meeres in der Abendsonne. Für den heutigen Abend hatten wir uns überlegt zu grillen. Kohle, Grill und Fleisch, Getränke und Taschenlampen, Petroleumfunzel und Sitzmatten werden kurzerhand ins Dingi geladen und wir tuckern an Land. Die vom Wasser aus herüberleuchtenden Sandstrände erweisen sich tatsächlich als sehr saubere, aufgeräumte Strände, nur meist zu irgendwelchen Luxusvillen gehörig und abgesperrt. Wir müssen an der Uferlinie erst einige Zeit hin und her tuckern, bis wir ein gemütliches Plätzchen zwischen den runden Felsen finden. „Janine, schau mal. Ein riesiger Käfer.“, rufe ich herüber. Janine kommt natürlich sofort angerannt, während Petra und Petra sich schnell auf irgendwelche Felsen flüchten. Ein etwa sechs Zentimeter großer Käfer findet natürlich bei Janine sofort Gefallen. Sie packt ihn mit ihren kleinen Händen und dann wird dieses strampelnde Getier auch schon von allen Seiten untersucht. Manchmal fällt er aus der Hand, aber nach einigen Schritten befindet er sich schon wieder in Janine’s Besitz, bis er dann irgendwann zwischen die Felsen rutscht und in der beginnenden Dunkelheit verschwindet. Dunkelrot verschwindet die Sonne hinter den Bergketten Sardiniens und hinterlässt einen fahlroten klaren Himmel, auf dem die ersten Sterne ihre Leuchttupfen an den Himmel zeichnen. Eingebettet in die Felsen der Costa Smeralda sitzen wir beim hiesigen Wein und lassen uns das Grillfleisch schmecken. Bis spät in die Nacht sitzen wir dort, trinken, grillen und reden und vergessen in dieser wunderschönen Landschaft vollkommen die Zeit. Von den gegenüber liegenden Berghügeln spiegeln sich die Lichter einiger Häuser und kleiner Dörfer in dem spiegelglatten Wasser des Mittelmeeres wieder und ein großartiger Sternenhimmel überspannt dieses Szenario. Er spät in der Nacht packen wir unsere Sachen fein säuberlich wieder ein. Schließlich wollen wir die Küste genauso sauber verlassen, wie wir sie hier vorgefunden haben. „Nimmst Du die Abfalltüte?“, ruft Manfred herüber. „Kein Problem, hast Du den Rest? Halt, die Sch....tüte ist gerissen.“ gebe ich zurück. Wir hatten eine Papiertüte zur Abfalltüte erkoren, nur leider nicht beachtet, dass es hier Gezeiten gibt. So hatte das Meerwasser die Tüte erreicht und der ganze Müll lag nun doch am Strand. „Dann nehmen wir halt eine andere Plastiktüte und sammeln den Mist ein.“ Gesagt, getan. Mit den Händen wurde der ganze Abfall eingesammelt und in eine andere Tüte verfrachtet. Eine ziemliche Sauarbeit. In der Nacht nahm der Wind langsam zu. Mit einem Tag Verspätung setzt nun doch der Mistral ein und am nächsten Morgen blies es bereits mit gut 5- 6 aus Nordwest über die Berge durch die Bucht. Alle Boote einschließlich Beligou ruckten unruhig an den Ankerketten, als wollten sie dazu mahnen, endlich einmal zu segeln. Nach einem schnellen Frühstück machten auch wir uns auch eifrig bereit. Unter achterlichem Wind können wir aus der Bucht auslaufen. „Bei dem Wind brauchen wir den Motor überhaupt nicht. Wir nehmen den Anker auf und rollen einfach die Fock aus.“, erkläre ich der Crew unser Manöver. Manfred steuert und mit der elektrischen Ankerwinsch ist Beligou schnell frei. Kurz danach zieht Beligou unter der vollen Genua aus der Bucht. Wir wollen heute nach Porto Cervo, dem Adelssitz des Aga Khan. Der Hafen liegt nicht weit entfernt hinter einer Huk und wir müssen bei diesem Wind ein bisschen kreuzen. Also wird auch noch das Groß dazu gesetzt. Als wir langsam an die Huk herankommen, beginnt Beligou immer mehr Lage zu schieben. „Andreas, bis Du sicher, dass wir auch wirklich nicht umkippen können?“ Die Frage steht Petra groß in die Augen geschrieben. „Ich glaube nicht, aber vielleicht sollten wir es versuchen.“ Meine Antwort fällt mehr spöttisch als beruhigend aus. Manfred ist mit dem Segeln so ganz zufrieden. Hart am Wind schiebt Beligou nun mächtig Lage und das erste Reff muss eingebunden werden. Es dauert ein paar Minuten, aber unter Mithilfe aller ist die Arbeit schnell getan. Die Schräglage wird zwar etwas geringer, ist aber immer noch ganz mächtig. Von Zeit zu Zeit kommt ein klein wenig Gischt bis zum Steuermann über, aber bei strahlend blauem Himmel und herrlichstem Sonnenschein macht das nicht viel aus. Alle anderen haben sich auf der hohen Kante versammelt und schauen sich das blaue, mit Schaumkronen bedeckte Meer aus sicherer Entfernung an. Nur der Steuermann, meistens Manfred, bleibt noch in seiner Position. Immer wieder müssen wir einen neuen Schlag machen. Manfred ist noch nicht ganz geübt im am-Wind- fahren und fällt daher meist zu weit ab bei seinen Manövern. So kommt es, dass wir fast auf der Stelle kreuzen. Da wir aber kaum eine große Entfernung zu bewältigen haben, spielt die Zeit keine Rolle. Wir wollen lediglich einen schönen Segeltag erleben. Inzwischen hat der Wind auf etwa 6-7 Beaufort zugenommen und Beligou zieht reichlich schräg durchs Wasser bei der großen Segelfläche, die wir noch stehen haben. Immer wieder kommen Wellen über und decken den Steuermann ein. Die Hafeneinfahrt von Porto Cervo ist allerdings bereits in Sicht und wir entschließen uns, kein weiteres Reff mehr einzubinden. Kurz vor der Hafeneinfahrt schließlich läuft der Motor, die Crew ist schnell im Bergen der Segel und wir tuckern gegen den immer noch starken Wind in die sehr gut betonnte und ausgebaute Hafeneinfahrt der Stadt. Teure Villen, versteckt zwischen Pinien und Sträuchern, säumen den Weg ins Hafenbecken und eine für südländische Städte ungewohnte Sauberkeit und Ordnung fällt sofort ins Auge. Leider haben auch andere Bootsleute dieselbe Idee gehabt wie wir und sind in die Bucht des Hafens gekommen oder bei dem Wind gar nicht erst ‚raus gefahren. Da es uns natürlich zu teuer ist, hier einen Liegeplatz zu nehmen, wollen auch wir auf Reede in der Bucht bleiben, neben vielen anderen Schiffen. Die Bucht ist gut voll gepackt von Ankerliegern. Nach einigem Suchen machen wir eine Stelle aus, die ziemlich gut erscheint und nach zweimaligem Manöver packt schließlich der Anker im bewachsenen Grund. Fein säuberlich durch gelbe Tonnen markiert ist die Bucht, in der der Pöbel ankern darf. Sollte auch nur ein Boot durch Winddrehungen oder Schwojen aus der Abgrenzung dieser Tonnen herausragen, sind sofort die Buttler des Hafens im Schlauchboot da und weisen auf den Verstoß hin und mahnen zum Verholen. Immer wieder schauen wir an diesem Nachmittag dem Einlaufen der großen, teuren Motoryachten zu. Schon in der Einfahrt werden die Schiffe von den mit Schlauchboot motorisierten modernen Sklaven abgeholt und bis an den Liegeplatz gewiesen. Die Leinen werden selbstverständlich abgeholt und klariert und man hilft, wo man kann. Tja, Geld müsste man haben. Die Anlegeplätze der teureren Schiffe sind natürlich nicht nur mit den profanen Dingen der Yachties, wie Wasser und Strom ausgerüstet. Auch Telefon und Rufanlage gehören zum Standard, natürlich. Währenddessen dümpeln wir auf Reede, lassen uns bei den Überfahrten zum Land mit dem Dingi vom Spritzwasser durchnässen und gehen unseren alltäglichen Dingen des Lebens nach, wie Bier trinken, Pizza essen und Duschen. Erstaunlicherweise sind Essen und Trinken in den Touristenlokalen relativ billig, und die Dusche mit warmem und kaltem Wasser in Mengen ist sogar kostenlos und sauber. Welch ein Luxus ! Porto Cervo selbst ist ein Ort aus der Retorte. Ganz im südländischen winkeligen Stil gebaut, sehr sauber und ordentlich und künstlich. Dennoch hat dieser Ort durchaus seinen Reiz und besticht gerade durch dieses fast schon touristenhaft künstliche Flair. Um in der Bucht gut und sicher zu liegen, bringen wir noch einen zweiten Buganker aus, denn immerhin weht es im Moment mit 7-8 Windstärken durch die Schneise im Berg bis hinunter ins Hafenbecken. Auf einigen Schiffen um uns herum macht sich plötzlich auch Aktivität breit. Man hat unser Manöver mit dem Dingi und dem Anker beobachtet und so werden zur Vorsicht nun auch auf einigen anderen Schiffen Zweitanker ausgebracht. Am nächsten Tag wollen wir weiter in die Strasse von Bonifacio, um den kleinen Sprung nach Korsika zu machen. Aus den Berichten und Artikeln in Handbüchern und Zeitungen zu schließen, scheint die Strasse von Bonifacio wegen ihrer Düsenwirkung auf jeden Fall nicht gerade einfach zu befahren sein. Wir werden ja sehen. Da wir nur noch etwa 20 Seemeilen von der Meerenge entfernt sind, wollen wir den Vormittag noch in Porto Cervo verbringen. Wir laufen ziellos durch die Stadt und sehen uns die Arkadengänge und die Geschäfte an, essen hier ein Eis und trinken da ein Bier. Wir fühlen uns so richtig in das Touristenleben eingebunden, neben den vielen anderen nicht italienisch sprechenden Menschen dieser Stadt. Aber immer noch erscheint uns dieses Gebiet relativ leer und vom Tourismus zu dieser Jahreszeit ist auch nichts zu spüren. Gegen Nachmittag holen wir die Anker auf. Der Wind weht nur noch mit 2-3 Stärken aus NE. Wir können alle Segel setzen und laufen zum allerersten Mal in diesem Urlaub keinen am-Wind-Kurs, welch ein Fortschritt. Mit gutem halben bis achterlichen Wind runden wir Capo Ferro, die Nordost Spitze mit dem starken und gut sichtbaren Leuchtfeuer, das auch ganz sicherstellt, dass die teuren Schiffe der Reichen den Hafen sicher erreichen. Ansonsten sollte man sich an dieser Küste besser nicht auf die Leuchtfeuer verlassen. Kaum haben wir Capo Ferro gerundet und laufen auf halbem Wind der Straße von Bonifacio entgegen, als der Wind auch schon rapide nachlässt. Immerhin haben wir gut eine halbe Stunde auf schönem Segelkurs gesegelt. Nach kurzer Atempause dreht der Wind wieder auf NW mit etwa 3 und kommt uns direkt entgegen, wie sollte es auch anders sein. Da wir uns in der Fahrrinne zwischen den vorgelagerten Inseln und dem sardinischen Festland befinden, entschließen wir uns wieder einmal für eine Motorfahrt. Nur das Großsegel bleibt als Stützsegel stehen.
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