Der Winter ist vorbei

Der Winter ist nun langsam vorbei und die neue Saison fängt an. Es war ein ziemlich wechselhafter Winter mit Zeiten, in denen wir sogar mit dem Fahrrad unterwegs sein konnten, neben den üblichen grauen Perioden. In diesem Winter haben wir Beligou überhaupt nicht besucht, ziemlich ungewohnt. Aber Beligou liegt ja nun in einem sehr gut bewachten Hafen und per Webcam können wir das Schiff immer sehen. Außerdem ist der Hafen rundherum geschützt, insbesondere bei Mistral. Wie auch in den vorigen Jahren haben wir einige neue Anschaffungen getätigt. Auf der Boot in Düsseldorf waren wir von dem Konzept eines Ultraschall Antifoulings begeistert. Im Rumpf werden zwei Sonoden angebracht, die Ultraschall auf den Rumpf aussenden und damit die Lebewesen außen abfallen lassen. Unser Stahlrumpf sollte natürlich besonders geeignet sein, wir sind mal gespannt. Auch eine Klimaanlage (ein Splitgerät tragbar) gehört zur Ausrüstung. Die Segel haben wir prüfen und reparieren lassen. Wir haben auch schöne Antriebe für SUPs oder unter Wasser gesehen, aber Petra ist doch mehr für Muskelkraft. Ansonsten landen natürlich wieder viele kleine und große Teile und Dinge im Kofferraum. Der Winter vergeht relativ schnell mit Weihnachtsmärkten (wir besuchen u.a. Bremen, Hamburg und Berlin), Silvester, Karneval und Skifahren. Wir fahren mal wieder zu unserer altbekannten Adresse in den Dolomiten und erwischen auch eine Woche Kaiserwetter.

Wieder auf Sardinien

Und endlich geht es wieder nach Sardinien. Bedingt durch die Abfahrtzeiten der Fähre übernachten wir noch in Livorno und genießen natürlich auch ein leckeres Fiorentina in Riparbello. Diesmal haben wir Grimaldi Lines gebucht und sind positiv überrascht. Die Kabine ist recht gross und auch das Schiff macht einen nobleren Eindruck als Moby. Dennoch haben wir ein wenig das Gefühl, auf einem Geisterschiff zu sein. An Deck laufen maximal 10 Leute herum - es ist halt noch Vorsaison. Auf Beligou ist alles in bester Ordnung, trotz der schweren Winterstürme. Im Hafen haben Riesenwellen ganze Arbeit geleistet und Pflasterung und Stromkästen ins Hafenbecken gespült. Wie jedes Jahr verbringen wir die ersten Tage mit sauber machen, ein- und umräumen, gekaufte Geräte und Dinge installieren und Segel anschlagen. Das Ganze bei sonnigem und warmen Wetter in einem leeren Hafen. Erst kurz vor Ostern kommt Leben auf, die ersten Boote füllen sich und die Restaurants und Bars werden langsam geöffnet. Auch die Vegetation erwacht und überall grünt und blüht es und ein unbeschreiblicher Duft hüllt die Insel ein. Wilde Orchideen wachsen neben Ginster und Lavendel auf den Wiesen und unzählige Blumen, deren Namen wir nicht kennen (und auch nicht lernen wollen) kommen zum Vorschein. Wer ganz dicht an der nebenstehenden Collage riecht, kann bestimmt etwas davon mitbekommen. In Nordeuropa wird es Ende April dann richtig warm, was uns (mal wieder) recht kaltes und windiges Wetter beschert. So ist halt nun mal die Verteilung der Hoch- und Tiefdruckgebiete. Da wir Zeit haben, müssen wir nicht bei miesem Wetter - mies für sardische Verhältnisse - segeln und Strecke machen. Eigentlich gar nicht so schlecht, einen festen Anlaufhafen zu haben. Wir müssen halt nur aufpassen, dass wir nicht zu träge werden und nur noch die Zeit im Hafen verbringen, aber ich glaube, das wird uns nicht passieren. Wir genießen mal wieder die Zeit und fahren durch die nahe gelegenen Bergdörfer, in denen auch jetzt langsam die Feste wieder starten, insbesondere an Pasqua - an Ostern. In Olbia entdecken wir durch Zufall einen tollen, riesigen Fischladen, in dem wir neben allen möglichen fangfrischen Fischen auch sardische Austern, lokalen Hummer und Vongole in allen möglichen Größen zu erstaunlich günstigen Preisen erstehen können. Ist schon nicht schlecht, Thunfisch in Sashimi Qualität für etwa den halben Preis wie in Deutschland kaufen und z.B. zu Thunfischcarpaccio verarbeiten zu können, aber nur so lange, bis wir wieder etwas selber fangen. Im letzten Jahr haben wir ein wenig versucht, Italienisch zu lernen. War aber alles halbherzig. Wir sind schon immer der Meinung gewesen, wenigstens ein wenig der Sprachen zu beherrschen, die in den besegelten Ländern gesprochen werden. Das gilt natürlich nur für so „kleine“ Segler wie uns - Weltumsegler sind da wohl mit Englisch, Französisch und Spanisch ausreichend bedient. Wir sind immer wieder fasziniert, wie sich die deutschen Touristen in ein Lokal oder Café setzen und mit reinstem Deutsch bestellen, ohne auch nur irgendeine Anstalt zu machen, ein Wort der Landessprache zu benutzen. Wozu auch - sollen die Einheimischen doch gefälligst Deutsch lernen. So haben wir im Winter angefangen in der freien Zeit mit Babbel Italienisch zu lernen. Das größte Problem dabei ist weniger die Sprache, sondern der „alte“ Kopf, der Vokabeln und Redewendungen einfach nicht mehr so schnell aufnehmen kann oder will. Dennoch - es klappt zunehmend besser mit den Redewendungen und wir können uns selbst in den Bergdörfern verständlich machen und schnell kommt eine Konversation mit den Einheimischen zustande, auch wenn wir vielleicht nur einen kleinen Teil verstehen. Macht aber total Freude, plötzlich viel mehr integriert zu werden - können wir nur allen Reisenden empfehlen. Da wir ja nun auch für etwas länger auf Sardinien bleiben, nutzen wir verschiedene Seiten und APPs, um Feste, Restaurants, Sehenswürdigkeiten, Neuigkeiten und und und zu erfahren. Das wollen wir nicht für uns behalten. Daher haben wir eine Linkseite zu Sardinien neu gestaltet, wo Ihr die direkten Links findet, die wir auch benutzen. Dazu einfach auf die (neue) wehende sardische Flagge am Anfang dieser Seite klicken, oder hier klicken oder auf unserer allgemeinen Linkseite schauen. Nun, und irgendwann im Mai fangen wir auch wieder an zu segeln. Aber wir sind ganz schöne Weicheier, die Temperaturen liegen immer noch unter 20 Grad und mit dem kalten Wasser fühlt sich die Luft noch kälter an. Also bleiben wir vorerst noch nicht irgendwo in einer Bucht liegen, sondern gehen wieder auf unseren gewohnten Platz und machen abends die Heizung an. Aber das ist ganz ok, in NRW schneit es zum ersten mal seit über 20 Jahren Anfang Mai. Meine alte Angel (nicht die Seeangel, sondern die kleine) gibt so langsam den Geist auf. Ich hatte sie ja auch für kleines Geld auf Maddalena gekauft und die war mehr zum Üben. Im richtigen Angelladen in Olbia erstehe ein neues Modell, immer noch relativ preiswert. Aber damit gelingt das Auswerfen und Angeln super, auch wenn im Moment das Ergebniss genauso ist wie mit der alten Angel - kein Fisch. Mich beruhigt nur, dass auch die Einheimischen im Moment nicht viel Glück haben. Petra hat sich auch noch geweigert, lebende Köder (Würmer) im Kühlschrank auf zu bewahren. Versteh ich gar nicht. Insgesamt sind alle Segler hier etwas genervt vom diesjährigen Wetter. Es ist kalt, wechselhaft und windig - und das im Mai. Wenn wir mal nachfragen, heißt es nur .. „Ja, das ist jetzt so, wie im Winter auf Sardinien.“ Dementsprechend wenig sind wir bisher gesegelt. Meist hält das warme Wetter mit schönem Segelwind gerade einmal 2 Tage und schon kommt wieder starker Wind auf (wir reden hier von 7-8), wenn auch meist bei Sonne. Schuld ist mal wieder die Wetterlage über ganz Europa, die Deutschland Regen und Schnee beschert und bis zu uns hier herunter zieht. Wir haben halt keine Lust, bei kaltem Wetter irgendwo in einer Bucht vor Anker zu liegen. Obwohl wir dies auch in Cala di Volpe durchaus tun. Wir liegen tatsächlich ganz allein in dieser traumhaften Bucht, die im Sommer überfüllt ist und wo dann selbst das Ankern Geld kostet. Am Abend verziehen wir uns allerdings auch wieder auf unseren Liegeplatz und machen die Heizung (mal wieder) an. Starker Mistral beschert uns mal wieder ordentliche Schräglage im Hafen, ein paar Mooringleinen geben auf und verschiedene Beiboote auf den Decks werden vom Hafenpersonal neu gesichert. Aber wir können hier auf Sardinien natürlich auch andere Dinge erledigen und erkunden. So fahren wir an einem schönen, wenn auch windreichen Tag nach Dorgali, einem schönen Bergdorf, bekannt für seinen traditionellen Goldschmuck, sardische Messer und Ledersachen. Während Petra sich nur eine Handtasche kauft, gönne ich mir endlich ein sardisches Taschenklappmesser. Das wollte ich schon seit letztem Jahr haben, habe die Anschaffung auf den Touristenmärkten aber immer vermieden. Aber jetzt in einem kleinen Geschäft schlage ich zu und habe natürlich ein handgemachtes Unikat ! Die Zeit der Feste beginnt und in Olbia findet das Fest zu Ehren des Patrono di Olbia rund um die Basilica San Simplicio statt, das Ganze geht vom 6. - 14. Mai ! Am 11. Mai findet die Sagra delle cozze, das Muschelfest statt. In zwei riesigen Kochtöpfen werden Muscheln mit Kräutern, Knoblauch und Olivenöl auf Gasflamme gekocht. Wir stellen uns zur passenden Zeit an und zählen 400 kg Muscheln pro Topf. Wir rechnen, dass an diesem Abend wohl anderthalb Tonnen Muscheln (vielleicht auch mehr) verarbeitet werden. Das Beste daran - alles ist kostenlos ! Und so erklärt sich natürlich auch die über 100 Meter lange Schlange. Wir sind zwar früh da, aber mehr als anderthalb Stunden Wartezeit nehmen wir in Kauf. Aus einem riesigen Plastikbehälter (250 Liter) wird Weisswein dazu gezapft, natürlich auch inklusive. Die Muscheln wollen zügig verzehrt werden, obwohl heiss auf den Teller sind sie auch recht schnell kalt bei dem Wetter. Im Park rund um die Kirche finden sich auch endlose Reihen von Streetfoodläden und der Verkauf lokaler Spezialitäten. Ganz Olbia scheint auf den Beinen zu sein. Am nächsten Tag sind wir wieder dabei und setzen uns in einen der Streetfood-Grillläden an langen Holztischen und - bänken und kommen natürlich recht schnell mit den Sarden in Kontakt. Eine Band aus 4-5 Leuten spielt sardische Traditionsmusik oder internationale Hits mit italienischem Text, bei dem alle lautstark mitgrölen. Wir sind die einzigen Fremden an den Tischen und schnell gehen Biere hin und her und mit zunehmendem Alkoholpegel klappt es auch mit der Konversation immer besser. Der Wirt schneidet Cordula auf und verteilt die Stücke an alle Anwesenden. Ich wollte Cordula schon immer probieren, jetzt muss es zwangsweise auch tun. Petra schafft es ihre Portion komplett zu essen, mein Stück wandert nach kurzer Zeit unauffällig in eine Serviette. Da bin ich nicht der Einzige hier am Tisch. Cordula ist eine Rolle aus in Darm gewickelte Lamminnereien, die am Spieß gegrillt werden. Ok, probiert, getestet und nicht nochmal. Die Sarden neben uns am Tisch haben selbstgemachten Mirto mit, ein typische Schnaps der Insel gemacht aus den Beeren der Myrthe. Wir trinken Mirto schon seit letztem Jahr sehr gern und der Selbstgemachte schmeckt noch viel besser. Wir erfahren das Rezept: Myrthebeeren, 98%igen Alkohol (kann man hier im Supermarkt kaufen) und Zucker. Als wir nachfragen, wo sie die Beeren holen, ernten wir nur verständnislose Blicke. Eine ausschweifende Handbewegung macht klar - überall auf der Insel wachsen die Sträucher, holt Euch doch einfach, was ihr braucht. Werden wir im Herbst dann auch machen. Tja, und der nächste Festtag fällt dann auch wieder kräftig ins Wasser, im wahrsten Sinne des Wortes. Es plästert, der Wind hat mal wieder 7-8 Bft aufgelegt und das Thermometer will im Mai in Sardinien für 3 Tage nicht über die 15°C steigen ! Halt Winter in Sardinien … ach ne - es ist ja Mai im Kalender !
BELIGOU
Unglaublich, aber das Boot ist bewohnt !
Und endlich habe ich auch mal wieder ein Fiorentina Steak beim Metzger in Palau erstanden. Es geht mir nicht nur um das Fleisch, sondern ich will endlich mal den neu konstruierten Grilltisch ausprobieren. Mit soliden Rundschellen, Flügelmuttern, Siebdruckplatte und Edelstahlfuss wird das Konstrukt an der Reling befestigt und der Grill kommt einfach drauf. So kann ich im Stehen grillen und der Grill stört auch nirgendwo an Deck. Klappt super und das Steak hinterher ist natürlich auch genial lecker, am Grill selbst hat sich ja nichts geändert. Mitte Mai findet in Sassari ein Trachtenfest statt, das größte auf Sardinien. Trachtengruppen aus allen Orten, Landschaftsbereichen und wer weiss wo kommen nach Sassari und führen in langer 4 stündiger Prozession die lokalen Gewänder und Spezialitäten vor. Eine tolle Veranstaltung, bei der der Stadtkern mit Unmengen von Menschen gefüllt ist und es recht hoch hergeht. Beeindruckend vor allem die vielen Pferdevorführungen und die massiven Ochsen, die die Karren ziehen. Wir sind überrascht, dass die Veranstaltung für neun Uhr geplant ist und auch tatsächlich so früh statt findet. Neben der sehenswerten Prozession ist die Stadt voll mit Spezialitätenbuden, Grillständen, Verkaufsständen, Lifemusik und natürlich Bier- und Weinständen. Obwohl fast 2 Stunden mit dem Wagen entfernt, sind wir bereits um 10 Uhr da und verbrinden die Zeit bis zum späten Nachmittag hier. Es ist sogar einigermaßen warm in der Sonne, obwohl das Thermometer immer noch nicht über 18 Grad steigt ! Aber dafür haben wir immer noch reichlichst Wind !
Webdesign by A. Graichen © - No copying or reproduction Impressum und Copyright
Besucher