Ein neues Jahr ab April
Im April geht es wieder los, mit
Zwischenstop in Mailand. Erstmal einige
Um- und Ausbauten an Beligou und einige
Übernachtungen in Cagliari zum größten
Volksfest. Segeln nach Norden und Süden
und eine Touristenwoche mit Horst und
Helga. Eine Kräuterwanderung im
Supramonte und viel Zeit auf dem Wasser,
diesmal ohne große Motoryachten und in
sauberem Wasser.
Das Jahr 2022
Wir sind nicht ganz so
begeistert von Mailand, wie
andere vielleicht. Eine
interessante Stadt, aber nach
unserer Meinung kann die
nicht so ganz mit Florenz
oder Venedig mithalten. Ist
aber auch schwer zu
vergleichen.
Bei kalten 10°C und
strömendem Regen fahren wir
mit einem Zwischenstop in Parma noch in die Toscana und kaufen wir wie immer besonderes Olivenöl. Wir sind total
überrascht, als wir an der Grimaldi Fähre ankommen. Die Fähre wird knallvoll, besonders mit Motorrädern
und fast nur Italiener. Erstaunlich, aber so legt die Fähre halt mit mehr als einer Stunde Verspätung in
den strömenden, kalten Regen ab. Petra kommt auch gar nicht erst aus der geheizten Kabine
raus. Auch der erste Tag in Sardinien ist sehr kalt, aber immerhin regnet es nicht. Beligou ist in
tollem Zustand und sieht genauso aus, wie wir sie vor 7 Monaten verlassen haben. Als
erstes wird eine neue Toilette eingebaut, die alte hat immerhin 6 Jahr Arbeit hinter sich.
Dann wird die Duschtasse geschliffen und mit 2K Farbe mehrfach gestrichen, während Petra
die Matratzen und Zimmer herrichtet und viel Kleidung einräumt. Noch ist der Hafen sehr leer
und an unserer Mole sind nur wenige Freunde da. Die ersten Tage bleiben wir, wie immer, in einem
B&B, bis Beligou aufgeräumt und sauber ist. Wir haben ein neues, tolle B&B Li Tauli entdeckt, mitten in
einem riesigen Grundstück und da wir die einzigen Gäste sind, auch sehr ruhig.
Arbeiten an Beligou
Während wir Beligou sauber machen, gibt der Staubsauger den Geist auf. Also bleibt uns nix anderes übrig, als einen
neuen Dyson zu kaufen. Wir fahren in das gemietete Lager und holen Seile und Segel und nach kurzer Zeit ist Beligou
wieder vom Winterschiff zum Segler mutiert. Die Grätings des Badezimmers werden 2x geölt, getrocknet und später poliert.
Sieht alles wieder toll aus. Dann mache ich mich an das Fenster in der Küche. In Südfrankreich haben wir in einem Laden
für gebrauchte und alte Bootsteile die passenden Fenster von Goiot in neu
gefunden und natürlich direkt 3 Stück gekauft. Eines davon habe ich in der
vorderen Kabine eingebaut und jetzt ist recht schnell das Küchenfenster
ausgebaut. Dann dauert es aber fast 3 Stunden, um den Fensterausschnitt auf
das neue Mass anzupassen, mit Handfeilen, elektrischer Feile und Bohrmaschine.
Am Abend tun mir die Schultern und Arme weh, aber das Fenster ist drin, passt
und sieht toll aus. Und auch die Heckklappe wird geschliffen und gestrichen und
Beligou sieht rundum toll aus. Aber den Topper bringe ich ein paar Tage später -
ich hatte eine ordentliche Poliermaschine gekauft und an einem passenden
bewölkten Tag wird Beligou einmal rund herum poliert - wie neu (naja fast) ! Trotz
Poliermaschine immer noch eine ganze Menge Arbeit und Aufwand - manchmal
wäre ein kleineres Boot doch nicht so schlecht.
Etwas später im Jahr baue ich die nächste Verbesserung an Beligou ein. Wir hatten nie eine Anzeige für den Füllstand im
Dieseltank. In der Vergangenheit habe ich das immer so gemacht, dass der Tank voll gemacht wurde, die Motorstunden
wurden protokolliert und später wurde der Tank wieder gefüllt. Daraus ergab sich immer ein durchschnittlicher Verbrauch
von etwa 2,5 Liter Diesel pro Stunde. Also einfach nachzurechnen, wann man mal wieder Diesel nachtanken sollte. Aber
unbefriedigend. Aus Zeiten in Holland existiert noch ein Ventil zum Ablassen von Diesel in einen nicht mehr vorhandenen
Tank für die Dieselheizung, die auch nicht mehr eingebaut ist und zum Verkauf steht. Also hab ich über kommuniszierende
Röhren einen durchsichtigen Schlauch neben den Tank gelegt und kann direkt den Füllstand im Tank ablesen. Toll - nach 32
Jahren haben wir endlich eine Tankanzeige !
St. Evisio in Cagliari
Am 1.5. ist St. Evisio in Calgari, das größte Volksfest auf Sardinien. Wir haben schon vor einiger Zeit ein tolles B&B in Caglari
gebucht und kommen am 30.4. dort an. Ein absolut tolles exklusives B&B, Luxury Suites Vicomillesuites, das wir nur
empfehlen können. Am nächsten
Tag ist die Stadt zum Brechen voll
und und wir schauen uns die
Prozessionen und Aufmärsche
der verschiedenen Städte
Sardiniens in traditioneller
Kleidung an, ein tolles Event. Es
ist wirklich faszinierend mit
welcher Detailtreue und Liebe die
Trachten gemacht sind und
entsprechend mit Goldschmuck
und Asseccoires getragen
werden. Nicht weniger
beeindruckend sind die riesigen Bullen, die die Karren mit den Frauen ziehen - erstaunlich, dass es gelingt diese Riesen so
zu bändigen und dass bei diesen Menschenmassen überhaupt Nichts passiert. Außerdem gelingt es den Sarden, auf den
enger werdenden Strassen mir 7 Reitern nebeneinander zu reiten, ohne dass die Pferde bei den Menschenmassen
ausbrechen oder das irgendetwas passiert. Natürlich muss man auch die vielen hundert Helfer erwähnen, die freiwillig die
Strassen säumen, Passanten fernhalten und alles koordinieren. Die Bilder sprechen Bände über dieses Event und nach
Corona sind alle auf der Strasse und feiern. Nach dem Event gehen wir mit vielen anderen auf die Zitadelle, wo DJs auflegen
und die Party erst richtig abgeht.
Beim deutschen Metzger in Cagliari kaufen wir Mett und Wurst und später überrascht mich Petra mit Bratwurst nach
deutscher Art, die wir grillen und mit Kartoffelsalat. In den nächsten Tagen schlägt das Wetter um und es ist grau und
regnet. Wir kommen uns vor wie in Deutschand oder als wir mit Beligou noch in Holland gelegen haben.
Auch dieses Jahr sind wir essens-technisch aktiv. Solange es noch Artischocken (die kleinen lila gefärbten) zu kaufen gibt,
machen wir Artischocken in der Pfanne, vom Grill, eingelegt mit Essig und Öl. Super lecker. Zur Erdbeerzeit kurz danach
kaufen wir kiloweise Erdbeeren bei einem Strassenhändler und müssen fast nichts weg schmeissen. Die Früchte sind super
lecker und frisch. Ein wenig später beginnt die Kirschzeit. Auch in diesem Fall verkauft der Händler nur in großen Mengen,
aber wir sind gar nicht so traurig. Die Kirschen schmecken toll, der Preis ist ok und wir legen auch viele in Alkohol ein, um
zu probieren, dieses Jahr einen Kirschlikör zu machen. Wir werden sehen.
Ach ja, da war doch noch etwas - segeln. Im Mai starten wir unseren ersten Törn, indem wir einfach in der Bucht von
Portisco herum segeln. Das Wetter ist toll und der Wind steht super, sodass wir nach 30 Meilen wieder im Hafen
ankommen und einen tollen Tag hinter uns gebracht haben.
Horst und Helga zum ersten Mal auf Sardinien
Am nächsten Tag kommen Horst und Helga für eine Woche zu uns. War schon letztes Jahr geplant, hat aber nicht geklappt.
Wir verbringen eine Woche
Kaiserwetter auf Sardinien -
angenehmer Wind, strahlend
blauer Himmel und wenig
Touristen. Aber eigentlich
verhalten wir uns wie Touristen.
Am ersten Tag gehen wir erst
einmal mit Beligou segeln und
umrunden die Inseln vor
Portisco. Am nächsten Tag geht
es mit der Fähre nach Maddalena
und wir düsen den ganzen Tag
mit Motorrollern über die Insel.
Super schön. Am 3ten Tag geht es
erst zum Markt und dann nach
Porto Pozzo vor Tavolara, aber es
zu früh im Jahr - da wo wir etwas
trinken wollen ist noch alles
geschlossen. Egal, am Abend
gehen wir auf die Sagra del Cozze, das Muschelfest in Olbia. Wir erfahren, dass das Muschelkochen gestern war - na toll !
Aber das Fest ist immer noch in
vollem Gange und wir sind
überrascht über die
Menschenmassen (keine
Touristen), die nach 2 Jahren
Corona wieder feiern wollen.
Auch der nächste Tag wird ein
Touristenevent. Wir fahren mir
dem Auto in die Berge, besuchen
die Nuraghen, alte befestigte
Wohnanlagen, eine alte im Fels
errichtete Kirche, besuchen
Tempio mir den Korkläden und machen schließlich ein Picknick auf 1200 Meter auf Monte Limbara. Horst möchte gern
Speedboot fahren und so mietet er am nächsten Tag in Palau ein 250 PS Speedboot. Damit düsen wir um Maddalena und
Budoni herum (es ist immer noch Kaiserwetter mit wenig Wellen), ankern in verschiedenen Buchten, die wir mit Beligou
(wegen Tiefgang) leider nie erreichen konnten und verbringen einen weiteren Touristentag. Die Wassertemperatur ist noch
recht niedrig, aber Petra und Helga gehen dennoch ausgiebig schwimmen. Am nächsten Tag ist allerdings schon wieder die
Abreise angesagt und nach einer ausgefüllten und tollen Woche sind H&H wieder auf dem Weg nach Deutschland.
Die nächsten Tage machen wir Beligou weiter fertig - wir gehen mal wieder
in den Waschsalon, holen Beiboot und Außernborder aus dem Lager und
machen beides fertig, tanken Beligou und den Außenborder auf und
kaufen ein. Dann geht es los nach Süden - wir wollen die schönen Buchten
dort noch frei von Touristen erleben. Es ist sehr auffällig, dass kaum grosse
Motorboote in Sardinien sind - sehr angenehm. Auch das Wasser ist viel
sauberer als früher. So segeln wir mit Beligou zur romantischen Bucht von
Cado Cavallo, bleiben dort ein paar Nächte, gehen schwimmen, tauchen
und fahren mit dem Beiboot herum und - - wir liegen tatsächlich nur mit 5
Schiffen in der im Sommer überfüllten Bucht. Auch hier kommen wir uns fast vor wie in Holland - am Morgen sind wir am
Ankerplatz umhüllt von dichtem Nebel. Die Morgensonne saugt ein wenig davon auf, aber bis zum Nachmittag wabert der
Nebel über dem Mittelmeer weiter. Das haben wir so noch nicht gesehen.
Kräuterwanderung
In den letzten Jahren haben wir immer wieder bedauert, dass auf Sardinien so viele wohlriechende Kräuter und Pflanzen
wachsen, die wir überhaupt nicht kennen. Viele haben wir kennen gelernt und wissen auch damit umzugehen, aber wir
sind überzeugt, dass es noch
wesentlich mehr zu entdecken gibt.
Petra findet im Internet eine
Kräuterexkursion, die wir buchen.
WIr stehen sehr früh auf, da die
Tour im Supramonte Gebirge
stattfindet. Sandra, die
Kräuterführerin, ist eine Deutsche,
die schon seit langem mit ihrem
sardischen Mann auf Sardinien lebt
und sie hat uns Details zur Anfahrt
geschickt. Mal wieder ein Teil
Sardiniens, den wir noch gar nicht
kennen. Es ist Ende Mai und die
Temperaturen an dem Tag sind
recht moderat, sodass wir sehr
schön wandern können. Außer uns
hat auch kein weiterer Gast
gebucht, sodass wir mit Sandra
allein auf Exkursion gehen. Wir
kommen an alten Hirtenhütten vorbei und der Weg führt auch an einer Nuraghenstadt entlang, schon faszinierend, wenn
man überlegt, dass diese Nuraghen einige tausend Jahre alt sind. Wir laufen Wege, die man einige Meter weiter nur noch
erahnen kann. Und natürlich erzählt uns Sandra viel über die verschiedenen Pflanzen und Kräuter und deren Wirkung, wir
probieren wilden Knoblauch und riechen an aromatischen Hölzern. Natürlich sammeln wir auch einge der Pflanzen und
trocknen sie oder setzen sie mit Alkohol an, Die ganze tolle Tour dauert über 4 Stunden und erfüllt vollständig unsere
Wünsche. Natürlich rasten wir zwischendurch auch in einer der alten originalen Hirtenhütten, die nur aus einer Steinmauer
und geschichteten Wacholderstämmen bestehen - diese sind dauerhaft und witterungsbeständig. Natürlich dürfen wir die
Route nicht verraten, aber wer gern möchte, kann Sandra im Internet finden. Neben Kräutertouren bietet sie und ihr Mann
auch Wanderungen in die Canyons und Schluchten im Supramonte an. Einfach nur empfehlenswert.