Mitte Juli und August - es ist so voll wie noch nie. Anfänglich hatten wir ja doch noch die Hoffnung, dass es wie 2020 relativ leer bleiben wird. Doch weit gefehlt. Die Italiener bleiben Coronabedingt im eigenen Land und besuchen ihre Lieblingsinsel und es wird so voll, wie wir es noch nie gesehen haben. Ein paar Mal segeln wir raus und verzweifeln an den Massen an Motorbooten, die nur den Gashebel in Vollgas kennen und entsprechende  Wellen verursachen. Ähnliches wird uns von den Ankerliegern berichtet, die in den Buchten unangenehm vor sich hin dümpeln. So bleiben wir mit Beligou zum ersten Mal für fast 5 Wochen im Hafen, die Klimanlage läuft fast pausenlos, haben wir doch auch einen der heissesten Sommer mit Temperaturen von über 40 °C.

Heiss und voll

Bedingt durch Corona wird es sehr voll, die Italiener bleiben halt auch im Land und fahren zu ihrer Lieblingsinsel. Gleichzeitig erleben wir einen sehr heissen August mit Temperaturen über 40°C für mehrere Tage. Also nutzen wir die Zeit etwas anders und sind auf der Insel mit dem Auto unterwegs.

Das Jahr 2021

Viele Aktivitäten in Sardinien und Italien, allerdings anders als sonst. Im Gegensatz zu den letzten Jahren sind wir viel mit dem Wagen und dem Flugzeug unterwegs. Anfang August nutzen wir die Chance und fliegen von Olbia direkt nach Venedig für 4 Tage. Wir nehmen ein tolles Hotel Al Theatro Palace mitten in der Stadt und können von der Dachterrasse teilweise über die Stadt blicken. Wir treffen dort Horst und Helga, was schon lange geplant war. Nur Petra weiss von Nichts und ist total überrascht die Beiden dort zu sehen. Unser Plan für die Reise geht voll auf. Unser Gedanke war, dass in diesem Jahr Venedig vielleicht einigermaßen leer sein könnte. Und tatsächlich - wir können relativ locker über den Markusplatz schlendern, die Sehenswürdigkeiten betrachten, kommen locker auf die Wasserbusse und auch Morano, die Glasinsel, ist nicht voll und wir können sofort eine Tour in einer Glasbläserei mitmachen. Natürlich ist Corona der Grund für ein leeres Venedig. Die Amerikaner und Asiaten dürfen nicht einreisen und auch die europäischen Touristen bleiben weitgehend im eigenen Land. Und auch die Italiener haben im Sommer mehr Interesse daran, ans Meer zu fahren (dies sehen wir ja auch hautnah in Sardinien), als Venedig zu sehen. So erkunden wir die Stadt zu Fuss und mit den Wasserbussen (wir haben ein Ticket im Internet vorgebucht). Insbesondere die kleineren Gassen und Brücken der Stadtteile außerhalb der Stadtmitte haben es uns angetan. Sehr schöne kleine Bars laden zum Verweilen ein und Boutiquen und Shops mit Handwerkern und handgemachter Kleidung hält uns im Bann. Das Wetter spielt auch mit. Eigentlich war Regen und Gewitter angesagt, das kommt aber nur an einem Abend. Ansonsten haben wir keine 30 Grad und Sonne, ideales Wetter für eine Stadtreise. Als wir wieder in Sardinien sind, besuchen wir den landschaftlich sehr schönen Canyon Canales, den man auch mit Kanus bereisen kann. Einen sehr schönen Agritourismo Canales mit Übernachtungsmöglichkeit entdecken wir an der Kante des Canyons und merken uns diesen für spätere Übernachtungen. Für einige Tage fahren wir nach Cagliari und übernachten dort wieder im Marina Harbour Guesthouse, einer recht exklusiven Herberge mitten in der Altstadt. Das Guesthouse ist in einem alten Haus vollständig neu renoviert gebaut worden und hat nur 3 Zimmer, diese allerdings sehr geschmackvoll und individuell eingerichtet. Auf dem Weg nach Cagliari fahren wir durch das Zentralmassiv, wo sich auf 800-1000 Meter Höhe eine weitreichende Ebene ausdehnt. Die Vegetation wechselt zu Kieferwäldern und erinnert uns stark an Österreich oder Colorado. Die gewundenen Strasse lassen nur eine langsame, aber sehenswerte Fahrt zu und so brauchen wir fast den ganzen Tag bis nach Cagliari. Auch nach 3 Jahren auf Sardinien hier sind wir immer wieder überrascht über die Vielfalt der Landschaften und die Diversität der Insel. Überall bieten sich neue Eindrücke und Landschaften. Von Cagliari fahren wir für einen Ausflug in das Künstlerdorf San Sperate. Eigentlich ist es gar kein Künstlerdorf - der im Dorf geborene Steinkünstler Pinuccio Sciola hatte die Idee die Bewohner zur Kunst aufzufordern. Also haben die Bewohner ihre Häuser zunächst weiss angemalt und dann künstlerisch gestaltet. Auch die Brücken sind mit Metallskulpturen gestaltet und im ganzen Dorf stehen Steinskulpturen und werden auch aktiv bearbeitet. Wir besuchen die Open Air Ausstellung des Künstlers Pinuccio Sciola und sind überrascht, dass wir unsere GreenPässe vorzeigen müssen. Aber in Italien gelten die allgemeinen Regeln und eine Ausstellung (auch im Freien) gilt als regelkonforme Veranstaltung. Wir sind sehr beeindruckt. Der Künstler hat durch Einschnitte und Modifikationen in den Steinblöcken dafür gesorgt, dass die Steine Klänge von sich geben, wenn sie durch Steine, Finger oder sonstwie angeregt werden. Dabei sind die Granitblöcke weitaus „musikalischer“ als die Marmorblöcke. Es ist einfach genial, wie man durch Anregung der Schwingung der Steinsäulen Klänge erzeugen kann und auch fast schon Lieder heraus bekommt. Erst einige Wochen später sehen wir die Kunstwerke auch in Golfo Aranci und da wir wissen wie, lassen wir die Steine klingen. Die Gegend um das Künstlerdorf ist auch die Fruchtebene Sardiniens und es ist Pfirsichzeit. Wir kaufen einige und erleben die besten und fruchtigsten Pfirsiche, die wir je hatten, und dabei auch noch bissfest. Am nächsten Tag kaufen wir noch einige (ungefähr 15). Die meisten essen wir direkt, aber auch einige werden getrocknet. In Cagliari essen wir an beiden Nächten im Ittitourismo Ci Pensa Cannas, einem typischen sardischen Fischrestaurant. Allerdings - ohne vorherige Reservierung läuft dort gar nichts. Nach 2 Nächten in Cagliari sind wir wieder auch dem Weg nach Norden. Petra hat Einiges vorbereitet und wir fahren eine etwas andere Strecke ab. Wir besuchen ein Olivenölgut, dass wir erst nach geraumer Zeit finden. Nach Nachfrage finden wir den Weg und entdecken ein Ölgut Sa mola, wo neben direkt gepressten Olivenölen auch aromatisierte Öle gemacht werden. Zusätzlich hat die Oma sardische Antiquitäten gesammelt und dort ausgestellt. Mit Voranmeldung kann man auch in den Olivenheinen hausgemachte Kost essen und in kleiner Runde die Spezialitäten geniessen. Wir haben natürlich die Adressen gespeichert und einige aromatisierte Öle gekauft. Dennoch - die Olivenöle in der Toscana sind doch um Klassen besser und aromatischer (nach unserer Meinung). Wir fahren weiter nach Norden durch die zentrale Hochebene. In Laconi gibt es einen Naturpark Laconi Parco Aymerich mit Wasserfällen, Höhlen und Naturpfade. Und selbst mitten im August in der heissesten und trockensten Jahreszeit fallen hier die Wasserfälle - im Herbst und Frühjahr ist hier natürlich sehr viel mehr Wasser zu sehen. Das beste daran ist auch, dass der Eintritt absolut kostenlos ist. Ein tolles Erlebniss und immer einen Ausflug wert. In derselben Stadt besuchen wir noch eine Likörfabrik Lugas. Naja, Fabrik ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt, es ist eine kleine Manufactur, die aus den wilden Kräutern des Hochlands aromatische Liköre extrahiert. Dies wird nach einem ähnlichen Verfahren gemacht, wie wir unseren Limoncello herstellen. Wir verkosten einiges und kaufen auch einige Produkte in sehr schön dekorierten Flaschen. Wir haben es nicht eilig und so bleiben noch eine weitere Nacht im Hochland, bevor wir am nächsten Morgen das einzige Skigebiet Sardiniens besuchen. Das Skigebiet wollten wir einfach einmal sehen und fahren auf 1850 Meter hoch zur höchsten Erhebung Sardiniens. Es ist ein Tag mit Mistralwetter und es weht ganz mächtig über die Gipfel und die Wolken jagen dicht über uns hinweg. Und tatsächlich - auf dem Gipfel befinden sich 5 Skilifte, die allerdings natürlich alle abgesperrt sind. Im Moment wird die Hocheben lediglich von Kühen bevölkert, um die wir auf den Strassen herum fahren müssen. Vom Skigebiet aus geht es langsam in Richtung Beligou und vom stürmischen Gipfel bei 18°C geht es zum Hafen bei 38°C und strahlend blauem Himmel.
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