Durchwachsene Zeit Ende Mai und Juni

Irgendwie hatten wir Ende Mai ja noch auf tolles Wetter (vielleicht auch Segelwetter) gehofft. Statt dessen erleben wir in den letzten Maitagen Regenwetter, wie wir es hier noch nicht gesehen haben. Es ist grau, kalt und dunkel. Am 28.5. zieht es ein wenig auf und wir entschließen uns, in die Berge zu fahren. Auf Limbara auf 1200 Meter Höhe ist es nur noch 10 °C warm (oder kalt). Der kalte Wind treibt die tiefen Wolken in langen Schleiern durch die Wälder und wir rechnen jeden Moment damit, dass ein Geist oder Gnom um die Ecke kommt oder hinter einem Baum hervor schaut. Im Korkmuseum von Calangianus erfahren wir Details der Korkernte und der mühsamen Arbeit vor Jahrzehnten. Sardinien ist immer noch drittgrößter Korkproduzent in Europa und die Korkwälder sind wirklich sehenswert. Anfang Juni verlassen wir Sardinien für ein paar Tage und kraxeln zum Familientreffen im Harz herum. Das wird eine schöne Zeit in für uns unbekannten Gefilden. Die Flüge haben wir frühzeitig gebucht und daher entsprechend preiswert bekommen. Die Verbindungen klappen ganz gut und Easyjet ist auch wirklich relativ pünktlich. Dennoch ist es irgendwie seltsam, mal eben von Sardinien in den Harz und zurück zu fliegen - schließlich haben wir mit dem Wagen und der Fähre ja fast 2 Tage gebraucht und unser Leben in Sardinien eingerichtet. Klimabedingt kommen allerdings auch immer mehr Diskussionen auf, wieso wir mal eben nach Deutschland fliegen. Nun ja, weltweit gehören wir wahrscheinlich im Moment zu den Wenigfliegern, ist aber keine Entschuldigung oder Begründung. Wir sind immer noch der Überzeugung (bisher konnte uns keiner andere Zahlen vorlegen), dass ein vollbesetzter Ferienflieger, der auch nur in den Sommermonaten unterwegs ist, relativ wenig Sprit pro Person pro Kilometer verbraucht. Dies ist vorausgesetzt, dass eine lange Strecke geflogen wird. Nichts ist schlimmer als ein kurzer Flug auf 10000 m Höhe, um dann direkt wieder zu landen - oder auch ein dünn besetzter Linienflug. Wir sind ohnehin der Meinung, dass man im Autoverkehr wesentlich mehr für die Umwelt tun könnte. Fahren wir doch einfach mal durch irgendeine Großstadt, Düsseldorf, Köln, Berlin, München. Alle paar Meter geht die Ampel auf Rot, man muss anhalten, der Motor startet neu, man muss anfahren, abbremsen usw. usw. Wir denken, ein gleichmäßiger Verkehrsfluss könnte viel mehr bewirken und die Fahrzeit auch noch verkürzen und entspannen.

Und es wird doch noch Sommer

Kaum sind wir aus Deutschland wieder zurück, geht auch in Sardinien der Sommer los. Na endlich. Zügig machen wie Beligou fertig und segeln los - nach Maddalena. Wir bleiben im Archipel und erkundigen uns mal nach den Preisen im Gebiet. Das hört sich zwar etwas schräg an, wir sind ja schließlich schon seit fast einem Jahr in diesem Gebiet. Aber letztes Jahr haben wir im Juli - August das Gebiet gemieden, aus bekanntem Grund (wegen Überfüllung). Die Preise sind ja ganz ok, aber das Permit zum Ankern und zum BEFAHREN gilt für 24 Stunden von Mitternacht zu Mitternacht. Wer also ankert, zahlt für 2 Tage. Es gibt natürlich auch günstigere Wochentickets, solange bleiben wir aber nicht. Wir machen es etwas anders. Wir gehen in den Hafen von Maddalena und erkunden von dort alles. Im Touristenbüro erfahren wir, dass weiter im Inneren der Insel morgen Markt ist. Mit der Buslinie (so viele gibt es nicht) fahren wir zur genannten Haltestelle, mittem im Nix. Kurze Frage an einer Tankstelle - ja, die Strasse runter und dann rechts. Machen wir - und stehen im Nix ! Wir haben keine Lust weiter zu suchen und laufen zurück und nehmen ein kurzes Stück wieder den Bus, toller Markt. Am nächsten Tag mieten wir uns für einen Tage einen Motorroller. Für einen Tag reicht vollkommen aus. So groß ist das alles hier ja nicht und man hat schnell alles abgefahren. Es ist immer noch nicht Hauptzeit und so können wir auch hier leere Buchten, Strände und Lokale genießen. Und die Preise für Scooter sind noch minimal. Die Vermieter versuchen lustigerweise die Preislisten immer umzuklappen, damit man die Liste Juli - August nicht sieht (mehr als 2,5 mal das Ganze). Aber das Ganze können wir nur empfehlen - sieht man doch sehr viel von den Inseln und mit dem Scooter lassen sich auch die vielen unbefestigten Wege zu den Buchten und Stränden mühelos befahren. Am nächsten Tag gehen wir nochmal in die Stadt und trinken ein Bier in einer Hafenbar. „Sag mal, ist das nicht Vera ?“ Ja, tatsächlich treffen wir Vera aus Hilden mit ihrer Freundin. Beide sind für einen Tag nach Maddalena mit der Fähre gekommen und wir segeln hierher, um uns dann in derselben Hafenbar zur selben Zeit zu begegnen - toller Zufall. Am nächsten Tag wollten wir eigentlich irgendwo ankern, aber es ist neblig !!! Hatten wir hier noch nie. Also zurück nach Portisco bei diesigem und drückendem Wetter. Zu Pfingsten ist kein Meer mehr zu sehen, dicker Nebel ! Danach haben wir ordentliche Gewitter. Mal sehen was das wird. Auf dem Weg vom Einkaufen macht ein Idiot (telefoniert und hört nix) in einer engen Strasse seine Tür auf und wir haben einen ordentlichen Schaden am Wagen vorn rechts. Nun ja, seitdem wissen wir, wie das mit internationalen Versicherungen läuft. Alle paar Tage sehen wir einen älteren italienischen Motorbootfahrer mit lebendem Oktopus. Sieht lecker aus. Natürlich kommt recht schnell die Frage auf, woher ? Er fängt den Oktopus in den Steinmauern der Hafenwände am frühen Morgen. Er hält den Oktopus um dem Arm geschlungen und mit einem satten Schmatzen löst er die Saugnäpfe von seinem Arm. Wir verabreden uns für September zum Fang, weil bei der momentanen Hektik im Hafen mit allen Charterschiffen kein Oktopus zu sehen ist. Wie erwartet kommen danach geile Segeltage. Nutzen wir aber nicht, weil wir nach Berlin fliegen, um Janine‘s 30ten Geburtstag zu feiern. Die ganze Familie ist da und wir verbringen schöne warme (fast schon heisse) Tage in Deutschland. Unser 2ter und letzter Flug nach Deutschland in diesem Sommer. Bevor wir nach Berlin fliegen, wird die Duschwanne im Badezimmer geschliffen und mit 2K Farbe neu gestrichen, so hat die Farbe einige Tage Zeit auszuhärten. Sieht nach der Rückkehr auch ziemlich geil aus. Versteht sich, dass wir immer wieder an Beligou arbeiten und Sachen erneuern und streichen. Auf dem Rückflug nach Sardinien ist Jenny mit dabei und bleibt für eine Woche. Wir segeln gemeinsam nach Tavolara und brauchen zum ersten Mal 4 Versuche bis der Anker hält. Ist halt alles ein bisschen verkrautet hier. Wir ankern unter tollem Sternenhimmel, weil jegliche Stadt und Beleuchtung weit weg ist. Wir segeln bei superpassendem Wind wieder nach Portisco, immer mit der Schleppangel hinten dran. Aber keiner mag meinen Köder ! Auf Sardinien probiert Jenny auch ihre ersten Austern, Wird wahrscheinlich nicht ihr Leibgericht. Dann erleben wir mit Jenny, wie es voll wird. Zum ersten Strand .. zu viele Leute, alles dicht and dicht. Zum anderen Strand, die wollen jetzt Parkgebühren ! Wir reden hier von Stränden, die wir vor wenigen Wochen noch recht leer erlebt haben. Also gehen wir zum Strand um die Ecke vom Hafen, leer, kostenlos, klares, laues, blaues Wasser, supi. Wir stehen gegen 5 Uhr auf, um Jenny nach einer Woche zum Flughafen zu bringen, denn der Flug geht um acht Uhr. Danach mal wieder große Wäsche im Waschsalon. Für die Kosten in den Waschsalons in den letzten Jahren hätten wir uns schon einige Waschmaschinen kaufen können ! Naja, was solls. Am nächsten Tag segln wir an Palau vorbei in die breite Bucht von Liscia. Die Bucht bietet recht guten Schutz nach Osten und wir haben gerade Ostwind. Ein fast endloser Sandstrand säumt die Bucht und es ist fast menschenleer, bis auf die Surferzentren. Im Osten und Süden erstreckt sich der Sandstrand und im Norden ragt Korsika auf, welch ein Ankerplatz. In der Nacht ist es stockdunkel (wir haben fast Neumond) und wir können etliche Sternschnuppen und die gesamte Milchstrasse erblicken, geil. Bei schönen 4-5 queren wir die Strasse von Bonifacio und legen in gleichnamigem Hafen an. Wie im letzten Jahr auch, das Hafenpersonal rauscht gern durch den Hafen und fühlt sich wichtig, aber anlegen muss man schon selbst. Willkommen in Frankreich - nein, in Korsika. Wir genießen Baguettes, Croissants, Rillette, Austern und die sonstigen französischen Spezialitäten für ein paar Tage. Das Wetter ist friedlich und mit unserem Beiboot erkunden wir die Felsen, Klippen und Grotten vor Bonifacio. Wir nehmen sogar ein paar Jungs mit, die nicht mehr über die Felsen zu ihren Schuhen laufen wollen, leider ohne Taxigebühr. Hier lohnt es sich tatsächlich sehr, dass wir uns dieses große Beiboot gekauft haben und noch den alten, aber starken Aussenborder haben. Im Gegensatz zu den Ausflugsbooten können wir sogar die hinteren Winkel der Buchten und Grotten befahren. Am letzten Tag shoppen wir im Supermarkt noch ein paar französische Spezialitäten und segeln los. Zwischen den Klippen pfeift noch eine 6-7, bedingt durch die Düse. Aber weiter draußen in der Strasse von Bonifacio weht der Wind gleichmäßig und wir segeln bis nach Palau. Leider ist der Hafen bereits voll und wir gehen einfach nach Maddalena in den Hafen. Wir haben den 30. Juni und bezahlen einen noch relativ normalen Preis pro Nacht. Ab dem 1.7. wird sich der Preis verdoppeln, ab 15.7. geht es sogar noch weiter nach oben. Für uns beginnt mal wieder die Zeit des „Sommerschlafs“ und des Hafenvermeidens. Ein paar Tage später kommen Schubi‘s nach Sardinien, diesmal mit Übernachtung in Olbia im Hotel. Und die Beiden haben als Mitbringsel einen Killepitsch dabei, was unseren Bestand wieder etwas auffüllt. Wir segeln einen Tag zusammen, ankern in Cala Volpe, die auch voll wird und verbringen einige Zeit mit dem Besuch von Sardinien, den Bergdörfern, einer Fischsaagra (Fischfest) in Calangianus, einigen Abendessen und Zeit auf dem Boot. Wir beide gehen auch rüber in die Bucht von Aranci, wo wieder Delphine Beligou kurz begleiten. Wir ankern einmal eine Nacht recht ruhig, hier sind kaum Motorboote und Wasserscooter unterwegs. Auf der Rückfahrt will sich Petra die Hände waschen, aber es kommt kein Wasser. Ich höre dennoch die Wasserpumpe permanent laufen und stelle fest, dass sich eine Schlauchverbindung gelöst hat. Der Bilgenalarm hat nicht angeschlagen und wird in den nächsten Tagen ersetzt. Ansonsten sehen wir, wie sich die Buchten und Hotels weiter füllen und die Fähren Tonnen von Touristen ausspucken. Legen Kreuzfahrtschiffe in Olbia an, kann man kaum durch die Stadt gehen vor Menschenmassen. Immerhin sorgt das warme Wetter dafür, dass sich das Meer schnell erwärmt und man ohne lang werdende Beine ins Wasser gehen kann. In Deutschland wird das Wetter wieder kälter, während es hier in Sardinien gleichmäßig warm bleibt. Wir sind froh, in diesem Jahr eine „echte“ Klimaanlage angeschafft zu haben. Es handelt sich um ein Splitgerät mit Kompressor von Eurom, das ursprünglich für Caravans entwickelt wurde. Der Kompressorteil steht dabei auf Deck und das Kühlgerät wird auf dem Salontisch plaziert. Ist alles optisch nicht ganz toll, aber wirkungsvoll. Der Salon wird einige Grad runter gekühlt und (viel wirksamer) die Luft wird gut entfeuchtet. Wir lassen an den heißen Tagen die Anlage auch Nachts laufen, was uns einen kalten Salon und kalten Innenraum beschert. So steigt die Temperatur auf tagsüber nur ein wenig an. Gehen wir segeln, verschwindet die Anlage entweder unter dem Salontisch oder im Auto. An manchen Tagen ist die Anlage gar nicht nötig, das Wetter schlägt um und wir haben am Abend tolles Wetterleuchten am gesamten nordöstlichen Horizont. Der Wind dreht auf Nord, zur ungefähren Stunde wie auf den APPs Meteoconsult und Windy (siehe Seite Links) angesagt. Die Genauigkeit der APPs ist inzwischen beeindruckend. Es regnet in Strömen und die Masten sind endlich wieder von Staub und Dreck befreit. Nach 2 Tagen ist der Spuk wieder vorbei, der Himmel und das Wasser blau und die Windstärke pendelt wieder zwischen 0 und 4. Dann fällt auch noch der Strom im Hafen Portisco aus, natürlich nur an unserem Steg Nummer 2. Die Hafenleute bekommen es erst nicht hin und so sind wir 2 volle Tage ohne Strom. Für die Segler keine Problem. Solarstrom und 2tes Solarpanel raus und die Kühlboxen bleiben kalt. Die Motorboote werfen recht schnell den Generator an, wenn vorhanden. Ansonsten läuft tagsüber mal der Motor (was bedingt durch die Lautstärke nicht nur für den Eigner unangenehm ist) und Nachts wird dann der Kühlschrank warm. Nach 2 Tagen ist alles wieder bestens.
BELIGOU
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